
BAND 2
LESEPROBE
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VERÄNDERUNG
Mit den Händen hebt Wilhelmine das Heu von der Erde auf und wirft es über die Heustaken. Laut Anweisung des Bauern benutzen Johann und Georg Heuforken. Dadurch geht ihre Arbeit zügig voran. Um die Wette versuchen sie, möglichst viel Heu auf eine Forke zu laden. Befindet sich auf einer Holzstake schon mehr Heu, machen sich die Jungen einen Spaß, das Heu von ihrer Forke hoch durch die Luft zu werfen bevor es auf der Heustake landet. In der Mittagspause bauen sich die drei Kinder unter einer vollen Heustake eine Höhle, in der sie ihre Vesper einnehmen.
»Was sagen wir dem Bauern, wenn er uns nach dem Ring fragt?« Georg überlegt. »Wenn ich das wüsste!« »Er hat andere Sorgen, sonst hätte er uns gleich gestern danach gefragt.« »Sicher wissen wir das nicht …« Plötzlich hören die Kinder Pferdegetrappel und die Stimme des Gutsherrn, der den Bauern anspricht. »Seid gegrüßt! Ihr seid alleine auf dem Feld?« Die Kinder sehen sich angsterfüllt an. »Georg, der Gutsherr! Gestern warst du doch zu aufmüpfig … oh je, und der Bauer sprach von der Unberechenbarkeit des Gutsherrn …« Georg wird blass. »Georg, wir halten zusammen wie Pech und Schwefel.« Wilhelmine fängt an zu weinen. »So beruhige dich, Wilhelmine. Es wird alles gut.« Johann legt den Arm um seine Schwester. »Georg, denke daran: heute musst du dich zurückhalten. Bitte versprich es uns!«
Georg schweigt und starrt nach draußen. »Georg, versprich es, hörst du?« »Ja, so werde ich es versuchen, Johann.« Vor ihrer Heuhöhle sehen sie die Beine des Bauern. »Kinder, kommt heraus!« Die Stimme des Bauern klingt streng. »Beeilt euch.«

SEITE 82
PUTz DIENST
Leonie steht fest auf ihren Füßen. Emma hält sich weiter an den Schultern ihrer Freundin fest. Beide atmen kaum. Sie blicken auf den Rücken eines Jungen unmittelbar vor ihnen, der mit einem einfachen Besen den Boden fegt. Er kehrt ein Häufchen Dreck zur Tür und dreht sich um. Sofort erkennen die Mädchen Georg, der in ihrer Augenhöhe langsam auf sie zukommt. Doch Georg zeigt keine Reaktion. Er scheint sie überhaupt nicht zu sehen! Emma und Leonie bringen kein Wort über die Lippen!
»Hier an der Wand ist noch Dreck liegen geblieben. Wie konnte ich das übersehen!«, murmelt Georg. Direkt neben den Mädchen setzt er den Besen an. Emma und Leonie weichen schnell zur Seite. Doch Georg folgt ihnen, den Schmutz beharrlich vor sich her kehrend. Sprachlos bewegen sich die Mädchen weiter an der Wand entlang. Sie treten leise auf. Emma lässt Leonies Schultern nicht los. Sie nähern sich einem Holztisch mit zwei Stühlen. Einer der Stühle steht zwischen Tisch und Wand. Kurz entschlossen packt Leonie mit ihrer freien Hand den Stuhl und schiebt ihn an den Tisch heran, sodass sie und Emma dahinter vorbeischleichen können. Verunsichert bleiben sie stehen, schauen Georg an und schweigen.
Georg hält inne und starrt auf den Stuhl. Mit dem Besen berührt er den Stuhl und schiebt ihn ein Stück von sich. Langsam tritt er an den Stuhl heran, fasst ihn vorsichtig an und stellt ihn an seinen ursprünglichen Platz zurück. »Seltsam.« Georgs Blick wandert durchs Zimmer.

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